Aktuelles Gedicht

 

 

            

Die kleine Tanne

Ein Tännchen wollt auf Reisen gehn,

Es fand den Wald längst nicht mehr schön.

Hier gab es Bäume nur zu sehn.

Es wollte gern nach Meißen.

 

Es wippte her und schwankte hin,

Jedoch, es hatte keinen Sinn.

Es steckte fest im Boden drin

Und ließ die Zweige kreisen.

 

Da kam der Förster just daher,

Heut einmal ohne sein Gewehr.

Er trug ne Axt, recht groß und schwer,

Was konnte das wohl heißen?!

 

Das Tännchen stand vor Schreck ganz stumm,

Doch er kam näher, ach wie dumm,

Dreht sich nun nach der Tanne um.

Ach, könnt sie nur aus --- reißen!

 

Die Axt, sie wirbelte herum,

Zwei Hiebe, zack und knack und bumm,

Dann fiel die kleine Tanne um.

Sie war ja nicht aus Eisen.

 

Der Förster brachte sie nicht weit,

Nur in sein Haus, weil Weihnachtszeit,

Hielt für sie Kugeln schon bereit,

Die goldnen und die weißen.

 

Die Tanne fand das wunderbar.

Das blieb auch so bis nach Neujahr.

Dann schaffte man sie  fort. Fürwahr,

Sooo wollt sie nicht verreisen!

 

Das Tännchen jammerte jetzt sehr

Und setzte sich auch recht zur Wehr. –

Bald war es keine Tanne mehr.

Es war zum Herz zerreißen!

 

Doch tausend Schwefelhölzchen gar,

Die kaufte dann auf dem Basar,

Hübsch eingepackt, wie wunderbar,

Ein Ehepaar aus Meißen!

 

  

(c) Claudia Blum-Borell, Stockstadt am Rhein

aus meinem Buch "Es weihnachtet sehr!"

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