Der Wind in den Weiden

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Wenn in den einsamen Altrheinauen das Mondlicht auf die uralten, knorrigen Weiden fällt und der Wind in ihren Zweigen spielt, erwachen Märchen und Mythen aus vergangenen Zeiten zu neuem Leben. Dann erscheint die Welt der Nebelfrauen und des Erlkönigs mit seinen Feen und Elfen plötzlich zum Greifen nah.

 

Romantische Gedichte zum Innehalten und Träumen

 

Lassen Sie sich entführen in die Welt der Mystik und der Poesie!

 

Mit eigenen Aquarellen und Pastellen

 

 

ISBN 978-3-748509-35-6

 

Hardcover A5

56 Seiten, mit 15 farbigen Bildern

Deutsch

 

15,95 €

Leseprobe

 

 

Der Mond über den Silberweiden

 

Wie schaurig ist’s übern Deich zu gehn,

Scheint der Mond auf die Silberweiden.

Wenn die knorrigen Zweige im Winde wehn,

Dann glaubt man, hier dunkle Gestalten zu sehn

Und sieht Elfen, die tanzen den Reigen.

 

Wie seltsam ist‘s hinterm Deich zu gehn,

Scheint der Mond über silbrigen Weiden.

Dann leuchten die uralten Bäume so schön,

Der Waldkauz kann‘s in der Dunkelheit sehn,

Gleitet lautlos über den Zweigen.

 

Wie herrlich ist’s auf dem Deich zu gehn,

Scheint der Mond durch die silbernen Weiden.

Die Welt ringsumher beginnt stille zu stehn.

Dann kann man in alte Gesichter zu sehn

Und wünscht sich, die Zeit würde niemals vergehn.

Komm mit, ich will es dir zeigen!

 

 

(c) Claudia Blum-Borell, 2018

 

 

 

Der Wind in den Weiden

 

 

Hörst du es flüstern, hörst du es geigen?

Es ist der Wind in den Weidenzweigen.

 

Er singt vom Sommer in vergangenen Jahren,

Als die Großväter selber noch Kinder waren.

Vom Korbflechter, der seine Körbe flicht,

Vom Hafer, der im Hosenbein sticht,

Von der Wiese, noch mit der Sense gemäht

Und dem Gras, das man trocknet bis abends spät.

 

Von der Sonne verbrannt und den Mücken zerstochen,

Sind die Kinder gerne ins Heu gekrochen.

Sie spielten Verstecken, spielten sich necken,

Spielten, die Eltern zu erschrecken.

Dann gab’s einen Klaps auf die Hinterteile

Und der Vater trieb sie alle zur Eile:

 

„Macht zu, ihr Kinder, es ist schon spät,

Vom Kirchturm her läutet ’s zum Abendgebet

Und die Nachteule kommt aus den knorrigen Weiden.

Sie mag kleine Kinder niemals gut leiden.

Und findet sie euch in der dämmrigen Au,

Dann nimmt sie euch mit, ich weiß es genau!“

 

Siehst du die Elfen tanzen im Reigen? –

Es ist nur der Wind in den Weidenzweigen!

 

                  (c) Claudia Blum-Borell, 2018

 

 

 

                

Im Traum

 

Ich habe oft denselben Traum.
Im Hof der Mirabellenbaum,
Der Schuppen und das Gartentor,
Das alte Hühnerhaus davor.
Dort, wo der Bauerngarten liegt,
Hab ich mein Püppchen gern gewiegt.
Jedoch, das ist schon lange her, 
Baum und Hühner gibt’s nicht mehr.
Geblieben ist das alte Haus,
Doch Fremde gehn heut ein und aus.
Sie wissen nichts von meinem Baum.
Es gibt ihn nur noch nachts im Traum.

              (c) Claudia Blum-Borell, Stockstadt 2018

 

 

 

Abends am Altrhein

 

Leise hört man es hier knistern

Hinter einem Erlenstrauch,

Dort beginnt es nun zu wispern,

S‘ ist, als ob die Weiden flüstern,

Wie von jeher alter Brauch.

 

Vieles wüssten sie zu sagen,

Stehn seit hundert Jahren hier,

Von den Sorgen und den Plagen,

Guten oder schlechten Tagen,

Sind viel älter doch als wir.

 

Wasser brausen, Winde wehen,

Bis in alle Ewigkeit.

Menschen kommen, Menschen gehen.

Werden wir dereinst vergehen?

Was geschieht, sie werden ’s sehen –

Lange noch nach unsrer Zeit.

 

(c) Claudia Blum-Borell, Stockstadt 2018