Kurzer Überblick über die Geschichte der Waldenser

Ernst Ludwig, Landgraf von Hessen-Darmstadt und bei Rhein, 1678 - 1739

 

Die Waldenser, deren Ursprung bis ins 12. Jahrhundert auf den Prediger Petrus Valdes (Waldus), einen bekehrten reichen Kaufmann aus Lyon zurück geht, wurden wegen ihres Glaubens bereits seit dem 13. Jahrhundert durch die Inquisition verfolgt, gefoltert und ermordet. Immer wieder mussten sie ins Exil gehen. Im Mittelalter überlebten einige von ihnen vor allem in den engen, unzugänglichen, damals noch zu Frankreich gehörenden Tälern in der Region Piemont, wo sie  ihren Glauben teilweise nur heimlich in Höhlen ausüben konnten. Als die Reformation sich ausbreitete, schlossen  sich die „Vaudois“ Anfang des 16. Jahrhunderts der nach Jean Cauvin benannten calvinistischen Glaubensrichtung an. 1685, nach der Aufhebung des Ediktes von Nantes, wurden sie durch Ludwig XIV. verfolgt und mussten für immer aus ihrer Heimat fliehen.
Den evangelischen Fürsten in Deutschland waren die Waldenser, ebenso wie die Hugenotten, sehr willkommen. Ihre Ansiedlung stellte für die Fürstentümer kulturell wie wirtschaftlich eine Bereicherung dar. Sie wurden daher umworben und genossen mehr Privilegien, als die einheimische Bevölkerung. (Die Einführung der Kartoffel wird z.B. den Waldenser zugeschrieben!)
Auch Landgraf Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt und bei Rhein gewährte Waldensern Zuflucht. So bot er 48 Familien, die aus Dörfern des französischen Valleè de Pragela (heute: Pragelato, Italien) am Oberlauf der Chisone in den Piemonter Alpen stammten und bis Hanau geflohen waren, nach einigen Verhandlungen die Möglichkeit, sich im Jahr 1699 im Odenwald rund um seine drei landgräflichen Gutshöfe Rohrbach und Wembach-Hahn. als Pächter anzusiedeln. Die Waldenserkolonie blieb bis 1820 französisch-sprachig. Heute sind die drei Dörfer Ortsteile von Ober-Ramstadt bei Darmstadt.

 

Zur Erinnerung an die Ankunft ihrer Vorfahren in der neuen Heimat und deren Ansiedlung im Odenwald im Jahr 1699, feiern die drei Gemeinden alljährlich am Johannistag, dem 24. Juni, bzw. am darauffolgenden Wochenende ihr Waldenserfest mit einem Gedenk-Gottesdienst, großem Umzug in traditionellen Kostümen und anschließendem gemütlichen Beisammensein im Bürgerhaus in Rohrbach. Gäste sind herzlich willkommen!

 

 


Mehr Informationen über einzelne Waldenserfamilien um 1900 in der Kolonie Rohrbach, Wembach, Hahn bei Ober-Ramstadt sind auch in meinem Buch "Zum Andenken" und im Taschenbuch "Vergissmeinnicht" zu finden!